Man könnte es als Zufall abtun und einfach nicht weiter beachten, manchen würde es vielleicht nicht einmal auffallen. Oder man könnte voll die große Sache daraus machen, es als Aufhänger benutzen und Scherze reißen. Oder man könnte sagen, es sei wie beim Domino, hätte durchaus eine Bedeutung und vielleicht sogar eine Mitschuld an meiner langen Abwesenheit. Ja, diese Variante ist wahrscheinlich die populärste, bedenkt man die Länge dieser Pause sowie mein unvermitteltes Wiederauftauchen aus dem See des nichts. Read more „Auf dem Dach“
Kategorie: Ameshy
Winternächte
Es war der Vierundzwanzigste. Abends.
Alle – zumindest alle, von denen sie wusste – lagen bereits schlafend im Bett. Der Tag ging auf sein Ende zu, und so verhielt er sich auch.
In sich gekehrt und mit sich, der Welt und seinem Schaffen im Reinen, zog er sich langsam und kaum merklich zurück,
um die Menschen – wie die Tiere, Pflanzen, das Meer und das Salz in der Luft – behutsam auf seinen baldigen Abschied vorzubereiten.
Fünfundzwanzigster. Abends.
Sie flogen mit hundertdreißig zu euphorischem David Garrett ihrem Ziel entgegen.
Der Himmel stand in Flammen.
Alle jemals dagewesenen Schattierungen der Farben zwischen dem Knallorange des sich so dramatisch verabschiedenden Sonnenballs
bis zum Pastellrosa der Federwölkchen, dem goldstichigen Türkis des dazwischen neckisch aufblitzenden Himmels
und dem majestätisch alles Vereinnahmenden tiefen Königsblau bekamen ihren Auftritt im beinah einstündigen Spektakel.
Einunddreißigster / Erster.
Es ist spät und sie versteht langsam, WARUM man so etwas wie Schlafen in der Nacht erfunden hat.
Sie war ganz froh, jetzt, mit ihren kleinen Geschwistern um sich, im Bett zu liegen.
Das Besondere dieser Nacht liegt wohl darin, dass sich alle in ihren so unterschiedlichen Gewohnheiten und völlig verschiedener … nun,
Leben – plötzlich in einem Abend und in einer Handlung kreuzen, überschneiden, sich verbindend vereinen.
Aber nicht verbindlich, oh nein, ebenso wenig wie die zahlreichen guten Vorsätze,
die schon am zweiten Januar viel von ihrer Imposantheit eingebüßt haben werden müssen.
ein. halbes. jahr.
Heute vor genau sechs Monaten hat für mich ein Lebensabschnitt aufgehört. Klingt irgendwie hart, dafür dass ich erst vierzehn bin aber so ist es nun mal. Natürlich habe ich ’ne Menge mitgenommen aus diesem Kapitel – immerhin war es mein erstes! – , Erfahrungen, Erinnerungen und Freunde.
Heute vor genau sechs Monaten saß ich mit meiner Schwester im ICE von Stuttgart nach Hamburg. Wir hatten uns gerade am Ludwigsburger Hauptbahnhof verabschiedet, in der Regionalbahn habe ich mit meinem heftigen Schluchzen ein kleines Kind traumatisiert, seine Mutter hätte uns wohl am liebsten in den Arm genommen. Nun saßen wir da im ICE, zum ersten Mal in der 1. Klasse, und ich hatte das Gefühl im Nichts zu schweben. Von meinem alten Zuhause hatte mich mich verabschiedet, das Neue kannte ich noch nicht und ich wusste auch noch nicht, ob es jemals eine Heimat für mich sein könnte.
Die gesamten Weihnachtsferien befand ich mich in so einer merkwürdigen Zwischenphase, ich gestaltete mein Zimmer, lernte ein paar Ostseeküstendörfchen und mit ihnen völlig verschiedene Seiten der Ostsee kennen, und definierte mein „Zuhause“ neu. Aber ständig saß mir diese Ungewissheit namens ‚Die NEUE SCHULE!!!‘ im Nacken. Keine Angst, aber Nervosität, Aufregung.
Naja, und dann kam der erste Schultag, der 7. Januar, und zusammen mit Amelie und Elias und meinen Eltern wartete ich zur zweiten Stunde im Sekretariat. Nachdem Amy und Elias schon von ihren Lehrern abgeholt worden waren, kam dann auch Frau P. – wir nennen und ich schlängelte mich hinter ihr durch die Schülermengen bis zum Geografieraum, der für mich zu dem Zeitpunkt aber noch ein Erdkunderaum war…
Und dann stand ich da vorne vor der Klasse und – nein, es haben mich nicht alle angeschaut. Hey, erster Schultag nach den Ferien, was erwartet ihr! Ich habe dann wohl irgendwas gesagt wie, ‚Ich bin die Marie. Komme aus dem Süden. Und jetzt wohne ich im Nachbardorf/Kleinstadt/Ort/Ansammlung-alter-hanseatischer-Villen/Hier-Namen-Einfügen.‘ Alle lachten, spätestens jetzt hatten mich auch alle bemerkt. Als ich dann neben R. – klar steht das für Radiesschen, was dachtest du denn?! – saß, beruhigte sie mich erstmal, außer mir würde noch eine andere Schülerin im oben erwähnten B.wohnen, sie sei allerdings von dem kleinen Ort nicht so übermäßig angetan, was sie wohl in der Klasse ein- bis zwei Mal hatte verlauten lassen, und deswegen fänden das alle so amüsant, dass die Neue ausgerechnet dort wohne.
Okay, ich hatte die Klasse ja in den Herbstferien schon kurz kennen gelernt, und deswegen hing für mich an diesen ersten Minuten gar nicht so viel. Die Begrüßung hat mich da viel mehr irritiert. Stellt euch vor, ihr sitzt nichts ahnend da und plötzlich stimmt die ganze Klasse ein ‚Aaaineen wunderschönen guten Morgen FrauP.moin! an! Ich muss zugeben, mehr weiß ich gar nicht mehr über meinen dritten ersten Schultag. (Na, wer weiß welcher der erste und welcher der zweite war? Ja, du da hinten in der Ecke! Rrichtig, Grundschule – September 2006 – und Goethe-Gymnasium – September 2010. )
Am Anfang wars es echt sehr anstrengend. Man – oder zumindest ich;) – stand ständig unter Hochspannung. Jeden Tag ist irgendetwas Neues passiert; das erste Mal im Chor, alleine morgens fremde Bahnen suchen, bei Raumänderung musste ich mehrmals ein paar kleine Unterstüfler fragen wo ich hin muss, hat denen auch gefallen endlich mal von den Großen nicht nur böse, genervt oder herabschauend behandelt zu werden…
Ich finde, es war ein gutes Jahr. Unglaublich erlebnisreich – mein erstes Praktikum, das ich etwas notgedrungen in einem Hotel gemacht habe, ein tolles Wochende mit süddeutschem Besuch, eine Chorfahrt nach England, Osterferien in Dänemark, BUJU- Festival in Erfurt, und noch ne ganze Menge mehr. Und es waren auch nicht nur die großen Events die mich verändert haben.
Und ich bin dankbar dafür, was schon alles passiert ist. Ich bin dankbar für meine Familie, dankbar für alle die immer noch Kontakt zu mir haben wollen obwohl ich mich so feige aus dem Staub gemacht habe, und dankbar für die, die mich hier so offen aufgenommen haben. Und ich freue mich auf alles was noch kommt! Auf ’ne ganze Menge weiterer halber Jahre!
Dieser Sommer
Ich muss zugeben, ein paar Zweifel hatte ich ja schon. Schließlich haben beide Seiten so oft davon gesprochen, dass selbst ich mit meinem Sinn für Humor mir nicht mehr sicher war, ob das wirklich immer nur Sarkasmus ist.
Es geht um den Sommer im Norden. Der wurde nämlich sowohl von meinen süddeutschen Bekanntschaften („Da oben neben dem Polarkreis gibts des net“ oder so ähnlich) als auch von den Norddeutschen ( „So was ham wa hier nich“ , so in der Art) einfach geleugnet, der Arme! Sozial engagiert, wie ich nun mal bin, hab ich mich mal um ihn gekümmert und dachte mir: ‚Mensch, Marie! Du mit deinen 3000 Klicks am Tag, du könntest ihn doch mal ein wenig bewerben ( „Shoutout“ nennt man sowas auf Neudeutsch, glaub ich…) ! Sein Image wieder aufbauen und so!‘ Tja, gesagt – getan ; ich erzähle euch jetzt mal – nein, keine 20 unnützen Fakten – sondern etwas über meine Beziehung zu ihm, dem norddeutschen Sommer.
Jedenfalls hatte ich mich schon mit dem Gedanken angefreundet, mir nie mehr Gedanken um meine Bikinifigur machen zu müssen und mich auch im Sommer der Öffentlichkeit nur mit Wollpullis zu präsentieren – da kam der letzte Freitag mit seinem nach Freibad, Eis und kurzen Klamotten riechenden Atem und haute mich einfach komplett um.
Ich bin dann erst mal ins Kino, so verwundert über diese Überraschungsaktion. Aber eigentlich habe ich mich total gefreut, denn insgeheim hatte ich natürlich immer auf einen echten Sommer gehofft. So mit Baden im See, morgens ganz früh aufstehen und mit dem Rad über die Felder fahren, abends zusammen mit der Sonne lange draußen bleiben, Kirschen pflücken, barfuss nach Hause laufen und solchen Dingen halt.
Allerdings habe ich den Verdacht, dass er nur Plattdeutsch spricht; so ganz durchschaut habe ich ihn nämlich noch nicht. Nicht nur, dass er nach nicht allzu langer Zeit einfach an einen unbekannten Ort abhaute, vor allem ging er ohne mir zu sagen, wann er wieder kommen würde. Oder eben ich habe ihn einfach nicht verstanden.
Naja, ich hoffe, dass ihn seine erste Begegnung mit mir nicht zu sehr aus der Bahn geworfen hat und er noch mal wieder kommt!
Frühling, bist du’s?
Ja, der Frühling, mit dem ist das so ’ne Sache. Genau wie mit dem Winter eigentlich. Aber beim Sommer ist das anders, findet ihr nicht? Und wenn ich es mir recht überlege ist der Herbst – der vierte im Bunde – auch noch mal anders. Aber eher wie der Sommer…
So, jetzt müssten all die, die nur mal zufällig hier vorbeigeschaut haben, weg sein. Jetzt wo wir unter uns sind kann ich euch ja auch erzählen, was die ersten Sätze eben sollten:
Ich habe philosphiert. Okay, ja, das kann man eigentlich immer sagen;) Ich meinte die Übergänge zwischen den Jahreszeiten. Ist euch das mal aufgefallen? Der Frühling beispielsweise kann ganz schön gemein sein. Nach einem langen, kalten, dunklen, grausamen Winter zeigt er sich eines Tages ein erstes Mal – und weckt in uns Sehnsüchte und Hoffnungen nach der Sonne, den Vögeln und ihrem Gezwitscher, den Blumen, den Farben, Barfuss durch feuchtes Gras gehen, Eis essen, Meer…
Und dann ist er auch schon wieder weg, lässt uns zurück. Und die Ernüchterung die auf einen Moment der Glückseligkeit folgt ist oftmals noch viel härter als die Zeit davor. Der Frühling spielt dieses grausame Spiel aber noch weiter. Wie eine Katze die Maus lockt er uns zu sich, kommt näher, lässt die Sonne unsere Nasen kitzeln und wenn wir dann alle barfuss auf der Blumenwiese sitzen haut er blitzschnell wieder ab. Eine On-Off-Beziehung. Oder wie wenn man im Unterricht nicht aufpassen kann und mit dem Schlaf kämpft. Wenn man plötzlich hochschreckt und merkt, dass man wohl die Augen zu hatte… ich hasse dieses Gefühl nicht zu wissen, ob man grade eigentlich minutenlang vor sich hingepennt hat…
Soo, jetzt bin ich irgendwie mal wieder abgeschweift. Den Tag, an dem ich einen aus mehr als zwei Sätzen bestehenden Text hinbekomme ohne abzuschweifen, diesen Tag werde ich mir für immer im Kalender markieren und jedes Jahr sein Jubiläum feiern! (Seht ihr, ich bin sogar beim übers Abschweifen Schreiben abgeschweift!!!! Kennt ihr einen guten Arzt der eventuell auch noch gleich meine Schwäche für Gedankenstriche kurieren könnte?)
Dingelingeling! Bringen sie mir doch bitte noch einmal das Thema, Vincent! – Jawohl, Madame. – Ah, genau, die Jahreszeiten, der grausame Frühling… Danke, Sie können sich jetzt wieder entfernen!
Das spannende daran ist nämlich: beim Sommer ist das ganz anders! Der Frühling verändert sich im Alter und wird langsam und sanft zum Sommer. Es wird immer wärmer und grüner draußen bis es eben nicht mehr wärmer und grüner wird. Dann ist der Sommer da!
Der Herbst ist eigentlich auch so ein softer Typ; irgendwann werden halt die Äpfel bunt und reif, die Blätter bunt und – okay, nicht reif. Wobei, können Blätter reif werden? Ich meine, es gibt ja auch Tiere die Blätter essen – mögen die ihre Blätter dann unterschiedlich reif? So wie wir Menschen unsere Frühstückseier oder unseren französischen Weichkäse alle unterschiedlich mögen? Stopp, Marie! Hey, du schweifst schon wieder ab!
Wie mögt ihr denn euren französischen Weichkäse am liebsten? Ich preferiere ihn ja so mittel – nicht zu würzig aber auch nicht ganz geschmackslos…
Viele Grüße aus Dääänemark und frohe Ostern!
P.S. Die hübsche Tänzer/Schlittschläuferin aka der personifizierte Frühling auf meinen Bildern ist meine Schwester die ich Mitte Februar (!!!) an einem dieser Frühlingsschnuppertage im Kleidchen nach draußen gezerrt habe. Aber das ‚Modeln‘ macht sie gut, oder?