Wenn abends noch mal die Sonne aufgeht

Die Berliner S-Bahn ist oft von Gesprächen, Musik und Telefonaten erfüllt. An diesem Abend aber ist es vor lauter Feierabendmüdigkeit ganz still. Wenn nicht immer wieder Haltestellen durchgesagt würden, die Potsdamer Platz oder Brandenburger Tor heißen, schliefe man vielleicht ein. Und vergäße womöglich, wo man ist, denn die S-Bahn verläuft auf diesem Streckenabschnitt unterirdisch und so ruhig, regelmäßig ruckelnd, irgendwie losgelöst von Raum und Zeit. Die Köpfe der Passagiere sind geneigt, der Blick geht aufs Handydisplay oder ins Leere; viele haben die Augen geschlossen. Es ist eine andächtige Stimmung voller erschöpfter Vorfreude aufs Zuhause.

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Wenn einen ein Buch alles vergessen lässt

Wahrscheinlich kommen sie gerade vom Sporttraining oder sie hat ihn von der Schule abgeholt. Jedenfalls sind der Junge und seine Mutter mit Schulranzen, Sportbeutel, Tretroller und Tasche beladen als sie am Berliner Humboldthain aus der S-Bahn steigen. Der Junge ist ungefähr acht Jahre alt und so in sein Buch vertieft, dass er es nicht mal aus der Hand legen kann, als sie die Treppe zur Straße hochstapfen. Deswegen muss seine Mama neben dem Ranzen auch den Tretroller tragen. Ihre eigene Tasche ja sowieso – ein Symbolbild über Mutterschaft und weibliche Care-Arbeit, aber das führt hier vielleicht zu weit.

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