England – des Abenteuers erster Teil

Ich bin ein Frankreich-Dänemarkkind. Ich habe soo viele tolle Sommer in Dünen, Lavendelfeldern, auf Hüpfkissen und mediteranen Märkten verbracht – aber nach Großbritannien bin ich dieses Jahr erst das erste Mal gereist. Ich hatte das Glück, mit dem Chor in dem ich schließlich zu dem Zeitpunkt noch keine zwei Monate sang, für eine Woche nach England fahren zu dürfen. Am Sonntag vor vier Wochen ging es los – morgens um drei! Denn um nach Woodbridge zu kommen mussten wir die Hürde von 17 Stunden Busfahrt davon zwei mt der Fähre, überwinden.

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Das war mein erster Blick auf die englische Küste und auch wenn es bedeckt und windig war – ich war verzaubert. Ich meine: neues unbekanntes Land, neue Kultur, quasi ein neuer Kontinent… Als wir dann in Woodbridge ankamen und von den Gastfamilien abgeholt wurden war es schon dunkel, trotzdem kann ich mich an die erste ’nach Hause‘-Fahrt noch gut erinnern. Da ich mit zwei anderen Mädels aus dem Chor in einer Gastfamilie war, konnten wir uns ausgiebig über unsere ersten Eindrücke austauschen, Punkt Numero Uno: das Auto. In vierzehn Jahren habe ich gelernt, dass ein Lenkrad auf der rechten Seite im Auto ist. Das hatte ich auch nie in Frage gestellt, wieso sollte das auch anders sein? Und nun wurde in wenigen Minuten mein gesamtes Weltbild gewaltsam umgekrempelt… Wir fuhren also durch die beschauliche Nachtwelt der dörflichen Suffolkgegend um Woodbridge. Auf einmal kamen wir an einem Schild mit der Aufschrift ‚Bucklesham Hall‘ vorbei und ehe ich mich versah bog Vater Jamie dort ein. Was nun folgte, war eine 0.8 km lange Privateinfahrt, ein schnurgerader Weg der, von abertausenden Osterglocken gesäumt, uns zu Bucklesham Hall führte. Dort angekommen, begrüßten Kerstin, ‚die andere Marie‘ und ich die Familie erst einmal; Vater Jamie, Mutter Catherine, Tochter Ella und die zwei süßen Hunde. Zum Essen hatte Catherine furchtbar lecker gekocht – und hätten wir nicht die letzten 17 Stunden konstant, durchgehend und ohne Unterbrechung gesnackt hätten, hätte ich von dem überbackenen Brokkoli, den überbackenen Ofenkartoffeln, Fleisch, Gemüse und Yorkshire Pudding sicher noch viel mehr gegessen. Das lustigste aber war sicher der Yorkshire Pudding der überhaupt kein Pudding sondern Pfitzauf (schreibt man das so?!?!) war! Von wegen typisch britisch!

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Am nächsten Morgen hatten die Engländer Schule und wir Probe, zum Teil in der St.Marys Church, auf dem Weg dorthin sahen wir schon das erste bisschen von Woodbridge, dieser alten, schnuckeligen, kleinen, ein bisschen spießigen aber farbenfrohen Küstenstadt.

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Die anderen habe ich nachmittags gemacht, als Catherine uns die Stadt gezeigt hat.

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Und genau das ist das Besondere an England. Man nehme ein paar Backsteinhäuschen – aus Hamburg, Norddeutschland oder Dänemark – und füge ein paar hübsche Fassaden hinzu…

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… dann malt man ein bisschen mit mediterranen Eissortenfarben herum. Je bunter desto besser!

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Dann kann man natürlich die Backsteine noch mit den Farben mischen.

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Und wenn man eine Handvoll davon an einen Fluss kurz vor der Mündung stellt und einen Hafen dran baut – voila, Woodbridge!

Frühling, bist du’s?

Ja, der Frühling, mit dem ist das so ’ne Sache. Genau wie mit dem Winter eigentlich. Aber beim Sommer ist das anders, findet ihr nicht? Und wenn ich es mir recht überlege ist der Herbst – der vierte im Bunde – auch noch mal anders. Aber eher wie der Sommer…

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So, jetzt müssten all die, die nur mal zufällig hier vorbeigeschaut haben, weg sein. Jetzt wo wir unter uns sind kann ich euch ja auch erzählen, was die ersten Sätze eben sollten:

Ich habe philosphiert. Okay, ja, das kann man eigentlich immer sagen;) Ich meinte die Übergänge zwischen den Jahreszeiten. Ist euch das mal aufgefallen? Der Frühling beispielsweise kann ganz schön gemein sein. Nach einem langen, kalten, dunklen, grausamen Winter zeigt er sich eines Tages ein erstes Mal – und weckt in uns Sehnsüchte und Hoffnungen nach der Sonne, den Vögeln und ihrem Gezwitscher, den Blumen, den Farben, Barfuss durch feuchtes Gras gehen, Eis essen, Meer…

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Und dann ist er auch schon wieder weg, lässt uns zurück. Und die Ernüchterung die auf einen Moment der Glückseligkeit folgt ist oftmals noch viel härter als die Zeit davor. Der Frühling spielt dieses grausame Spiel aber noch weiter. Wie eine Katze die Maus  lockt er uns zu sich, kommt näher, lässt die Sonne unsere Nasen kitzeln und wenn wir dann alle barfuss auf der Blumenwiese sitzen haut er blitzschnell wieder ab. Eine On-Off-Beziehung. Oder wie wenn man im Unterricht nicht aufpassen kann und mit dem Schlaf kämpft. Wenn man plötzlich hochschreckt und merkt, dass man wohl die Augen zu hatte… ich hasse dieses Gefühl nicht zu wissen, ob man grade eigentlich minutenlang vor sich hingepennt hat…

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Soo, jetzt bin ich irgendwie mal wieder abgeschweift. Den Tag, an dem ich einen aus mehr als zwei Sätzen bestehenden Text hinbekomme ohne abzuschweifen, diesen Tag werde ich mir für immer im Kalender markieren und jedes Jahr sein Jubiläum feiern! (Seht ihr, ich bin sogar beim  übers Abschweifen Schreiben abgeschweift!!!! Kennt ihr einen guten Arzt der eventuell auch noch gleich meine Schwäche für Gedankenstriche kurieren könnte?)

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Dingelingeling! Bringen sie mir doch bitte noch einmal das Thema, Vincent! – Jawohl, Madame. – Ah, genau, die Jahreszeiten, der grausame Frühling… Danke, Sie können sich jetzt wieder entfernen!

Das spannende daran ist nämlich: beim Sommer ist das ganz anders! Der Frühling verändert sich im Alter und wird langsam und sanft zum Sommer. Es wird immer wärmer und grüner draußen bis es eben nicht mehr wärmer und grüner wird. Dann ist der Sommer da!

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Der Herbst ist eigentlich auch so ein softer Typ; irgendwann werden halt die Äpfel bunt und reif, die Blätter bunt und – okay, nicht reif. Wobei, können Blätter reif werden? Ich meine, es gibt ja auch Tiere die Blätter essen – mögen die ihre Blätter dann unterschiedlich reif? So wie wir Menschen unsere Frühstückseier oder unseren französischen Weichkäse alle unterschiedlich mögen? Stopp, Marie! Hey, du schweifst schon wieder ab!

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Wie mögt ihr denn euren französischen Weichkäse am liebsten? Ich preferiere ihn ja so mittel – nicht zu würzig aber auch nicht ganz geschmackslos…

Viele Grüße aus Dääänemark und frohe Ostern!

P.S. Die hübsche Tänzer/Schlittschläuferin aka der personifizierte Frühling auf meinen Bildern ist meine Schwester die ich Mitte Februar (!!!) an einem dieser Frühlingsschnuppertage im Kleidchen nach draußen gezerrt habe. Aber das ‚Modeln‘ macht sie gut, oder?

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Ich bin ja eigentlich kein Mainstreamgirlie. Also weder Hipster noch sonst was. Ihr wollt Beweise (Ja, die musst du auch lesen wenn du mir das jetzt schon glaubst! Wo denkst du hin?!) ? Ich besitze weder einen EOS-Lipbalm, einen Tangle Teezer, Nike Airmax, Vans, eine Longchamptasche, einen triangl-Bikini, kein einziges Appleprodukt, keinen karierten Woll-Flannellschal – jap, Marie, ich glaube genau so nennt man das als echte Fashionbloggerin- , ich mag weder Twilight, noch die Tribute von Panem oder diese Rubinrotsaga, und das schlimmste: ich wünsche mir noch nicht mal sehnlichst einen schwulen besten Freund!

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Doch jetzt kommt- wie die echten Füchse unter euch schon am `eigentlich´ im ersten Satz gemerkt haben – eine Ausnahme: ich steh voll auf analoge Photographie! Einer der wenigen Trends der, überhaupt schon zu mir vorgedrungen, mich seit einer ganzen Weile fasziniert. Dieser gelbstichige Zauber, die umständliche Veröffentlichung – hach! Aber mal im Ernst, zusammen mit meiner Psychologin – mit der ich in der nächsten Sitzung auch meine ausgeprägte Vorliebe für Gedankenstriche besprechen werde – habe ich herausgefunden, dass die Anziehungskraft der analogen Photographie – wie ja eigentlich jede – mehrere Faktoren hat:

  • Einmaligkeit: Dieses Kribbeln weil man gleich auf den ersten Anlauf ein ordentliches Bild machen muss, man hat nicht wie in der digitalen Photographie die Möglichkeit nachher aus 4.742 Aufnahmen aus verschiedenen Positionen die beste Variante auszusuchen, nein hier muss alles klar sein bevor man das erste Mal auf den Auslöser drückt.

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  • Festplattenfreundlich: Dieses oben beschriebene Phänomen verhindert, dass nach einem Monat mit dem neuen Laptop kein Platz mehr auf der Festplatte ist.

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  • Ausgleichend: Wir, also die Generation Digital-Online-iPad-Natives, verbringen sehr viel Zeit vor den verschiedenen Displays und Bildschirmen. Wir wissen das und wir wissen auch dass das nicht gesund ist. Deshalb fühlen wir uns auch so gut wenn wir draußen in der freien Natur – alleine mit dem Wind, der Erde und den Wolken – auf den echten dreidimensionalen Auslöser drücken.

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  • Retro: Es ist einfach total retro und altmodisch, man zeigt dass man was Besonderes ist, das man Kunst macht und nicht wie jeder durchschnittliche Instagrammer sein Essen fotografiert.

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  • Umständlich: Außerdem, warum sollte ich es mir leicht machen wenn es auch umständlich geht?

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Zu den Photos muss ich erklären, dass das alles dasselbe Polaroidphoto ist, weil ich mich nicht traue mehr zu machen. Denn diese Kamera ist zwei, drei Jahre älter als ich und ein Film kostet um die zwölf Euro. Und zwei Euro pro Bild ist mir doch zu viel, da bin ich echt schwäbisch. Die Bilder selbst sind letzte Woche entstanden als ich eigentlich gerade dabei war Hausaufgaben zu erledigen beziehungsweise mein Zimmer frühlingsfrisch zu gestalten. Dabei bin ich nämlich über das Polaroidphoto gestolpert dass ich letzten Sommer in unserem alten Garten gemacht habe nur um auszuprobieren ob die alte Kamera – die übrigens seit der Hochzeit meines Onkels zu der sie auch gekauft wurde nur in unserem Keller lag!!! – noch funktioniert. Aber eigentlich wollte ich ja erzählen, wie mir die Idee zu diesem Post in den Kopf schoss, ich mit zwei Schritten zu meinem Nachttisch hechtete, die Bücher mit einer Handbewegung beiseite stieß, meine Kamera anschaltete und loslegte. Ja, dieses wunderbare Holz ist mein Nachttisch, die getrockneten Blumen sind Heckenrosen aus dem letzten Sommer, die Feder hat Kerstin bei im Park von Bucklesham Hall gefunden und mir geschenkt, den Strauß hat mir meine Mutter als Willkommensgeschenk auf den Schreibtisch gestellt und dieses süße Blechschild mit der französischen Schokoladenwerbung hat sich irgendwie mal aus unserem Zusammenspielzimmer aka Playmobilzimmer aka KiWozimmer in mein Zimmer verirrt…

Jedenfalls finde ich analoge und Polaroidkameras ganz schön schnieke und brauche jetzt nur noch eine Dunkelkammer, dann kann ich die alten Kameras meiner Eltern rauskramen. P.S. Eigentlich habe ich gar keine Psychologin, aber wenn ich eine hätte, würde ich bestimmt sowas mit ihr besprechen…;)

2. Tag am Meer – Seifenblasenwunder

Ich habe beim Photographieren neben Personen mehrere Lieblingsmotiove, zum Beispiel Seifenblasen

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und das Meer.

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Dementsprechend fielen meine stürmischen Begeisterungsrufe auch aus, als wir neulich ans Meer vor liefen und da plötzlich Seifenblasen über den Wellen tanzten.

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Am Strand hatten sich ein Mann und eine Frau so postiert, dass der Wind ihnen die Seifenblasen pustetete.

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Es war wieder so ein Pastelltag, alles war in Beige-Tönen gehalten und dann diese strahlend bunten Seifenblasen… die Bilder sind allesamt gänzlich unbearbeitet!

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Eins meiner Lieblingsbilder: Kind streichelt Seifenblase

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Das Pärchen

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Der Geheimgang

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Das gleiche Meer zur gleichen Zeit nur aus einer anderen Perspektive.

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Stuntmöwe fliegt durch Orkan

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Perspektive

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Dann halt nicht…:(

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Jetzt sitze ich hier am Laptop, schau‘ auf den Bildschirm und denke mir: ‚Ja, eigentlich schon ganz nett hier zu leben, ne halbe Stunde bis zum Meer, lohnt sich!‘ Doch dann, wenn mein Blick aus dem Fenster fällt – keine Angst ihm ist nichts passiert, hab ihn an den Füßen festgehalten – wo der Sturm die Bäume durchrüttelt und die Regentropfen gegen die Scheibe schmeißt, bin ich doch ganz froh, heute nicht da draußen zu sein.