Flaschenpost. Eigentlich schicke ich eine Flaschenpost los, wenn ich hier einen Text schreibe. Ich hole meine schönsten Stifte heraus, schreibe in Schönschrift und mit Bedacht, denn – obgleich es bedeutungslos erscheinen mag – es ist mir wichtig. Sinnvoll, praktisch, notwendig oder logisch ist das ja allemal nicht, unadressierte Sachen einfach so in die Wellen des Internets zu werfen. Man tut es des bloßen Schreiben wegens. Oder des Fotografierns, Malens, Codens, Erschaffens. Der Freude wegen. Und weil es ja vielleicht doch jemand findet, sich freut oder zurückschreibt. Eine Flaschenpost umgibt etwas geheimnisvolles. Keiner weiß, was sie auf ihrem Weg erleben wird, erlebt oder erlebt hat, sie ist das einzige, das den Empfänger mit dem Verfasser verbindet, streift beide Parteien und versiegelt deren Verbindung. Flaschenpost.
Das Meer hat es nicht nötig, mit Blinklichtern und Neoneffekte auf sich aufmerksam zu machen, es weiß um seine atemberaubende Ausstrahlung. Und so verwandelt es sich, mit seinem Kompagnon dem Abendhimmel in einer einzigartigen langsamen Bedächtigkeit, die zeigt, dass es um seine Mächtigkeit Bescheid weiß. Es leuchtet von ganz allein, aus reinster Schönheit.
Diese Flaschenpost schicke ich aus La Rochelle auf ihre Reise. Kurz nach Sonnenuntergang werfe ich sie ins tiefblaue Wasser des alten Hafenbeckens, neben die glitzernden Spiegelungen der Straßenlaternen und den Lichtern der Cafés an der Hafenpromenade, zwischen die kleinen Segelboote und Ausflugsschiffe. Von doort wird sie aus dem Hafen, zwischen den beiden alten Türmen hindurch aufs offene Meer getrieben. In die FReiheit des Atlantiks.