Analog

Ich bin ja eigentlich kein Mainstreamgirlie. Also weder Hipster noch sonst was. Ihr wollt Beweise (Ja, die musst du auch lesen wenn du mir das jetzt schon glaubst! Wo denkst du hin?!) ? Ich besitze weder einen EOS-Lipbalm, einen Tangle Teezer, Nike Airmax, Vans, eine Longchamptasche, einen triangl-Bikini, kein einziges Appleprodukt, keinen karierten Woll-Flannellschal – jap, Marie, ich glaube genau so nennt man das als echte Fashionbloggerin- , ich mag weder Twilight, noch die Tribute von Panem oder diese Rubinrotsaga, und das schlimmste: ich wünsche mir noch nicht mal sehnlichst einen schwulen besten Freund!

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Doch jetzt kommt- wie die echten Füchse unter euch schon am `eigentlich´ im ersten Satz gemerkt haben – eine Ausnahme: ich steh voll auf analoge Photographie! Einer der wenigen Trends der, überhaupt schon zu mir vorgedrungen, mich seit einer ganzen Weile fasziniert. Dieser gelbstichige Zauber, die umständliche Veröffentlichung – hach! Aber mal im Ernst, zusammen mit meiner Psychologin – mit der ich in der nächsten Sitzung auch meine ausgeprägte Vorliebe für Gedankenstriche besprechen werde – habe ich herausgefunden, dass die Anziehungskraft der analogen Photographie – wie ja eigentlich jede – mehrere Faktoren hat:

  • Einmaligkeit: Dieses Kribbeln weil man gleich auf den ersten Anlauf ein ordentliches Bild machen muss, man hat nicht wie in der digitalen Photographie die Möglichkeit nachher aus 4.742 Aufnahmen aus verschiedenen Positionen die beste Variante auszusuchen, nein hier muss alles klar sein bevor man das erste Mal auf den Auslöser drückt.

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  • Festplattenfreundlich: Dieses oben beschriebene Phänomen verhindert, dass nach einem Monat mit dem neuen Laptop kein Platz mehr auf der Festplatte ist.

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  • Ausgleichend: Wir, also die Generation Digital-Online-iPad-Natives, verbringen sehr viel Zeit vor den verschiedenen Displays und Bildschirmen. Wir wissen das und wir wissen auch dass das nicht gesund ist. Deshalb fühlen wir uns auch so gut wenn wir draußen in der freien Natur – alleine mit dem Wind, der Erde und den Wolken – auf den echten dreidimensionalen Auslöser drücken.

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  • Retro: Es ist einfach total retro und altmodisch, man zeigt dass man was Besonderes ist, das man Kunst macht und nicht wie jeder durchschnittliche Instagrammer sein Essen fotografiert.

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  • Umständlich: Außerdem, warum sollte ich es mir leicht machen wenn es auch umständlich geht?

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Zu den Photos muss ich erklären, dass das alles dasselbe Polaroidphoto ist, weil ich mich nicht traue mehr zu machen. Denn diese Kamera ist zwei, drei Jahre älter als ich und ein Film kostet um die zwölf Euro. Und zwei Euro pro Bild ist mir doch zu viel, da bin ich echt schwäbisch. Die Bilder selbst sind letzte Woche entstanden als ich eigentlich gerade dabei war Hausaufgaben zu erledigen beziehungsweise mein Zimmer frühlingsfrisch zu gestalten. Dabei bin ich nämlich über das Polaroidphoto gestolpert dass ich letzten Sommer in unserem alten Garten gemacht habe nur um auszuprobieren ob die alte Kamera – die übrigens seit der Hochzeit meines Onkels zu der sie auch gekauft wurde nur in unserem Keller lag!!! – noch funktioniert. Aber eigentlich wollte ich ja erzählen, wie mir die Idee zu diesem Post in den Kopf schoss, ich mit zwei Schritten zu meinem Nachttisch hechtete, die Bücher mit einer Handbewegung beiseite stieß, meine Kamera anschaltete und loslegte. Ja, dieses wunderbare Holz ist mein Nachttisch, die getrockneten Blumen sind Heckenrosen aus dem letzten Sommer, die Feder hat Kerstin bei im Park von Bucklesham Hall gefunden und mir geschenkt, den Strauß hat mir meine Mutter als Willkommensgeschenk auf den Schreibtisch gestellt und dieses süße Blechschild mit der französischen Schokoladenwerbung hat sich irgendwie mal aus unserem Zusammenspielzimmer aka Playmobilzimmer aka KiWozimmer in mein Zimmer verirrt…

Jedenfalls finde ich analoge und Polaroidkameras ganz schön schnieke und brauche jetzt nur noch eine Dunkelkammer, dann kann ich die alten Kameras meiner Eltern rauskramen. P.S. Eigentlich habe ich gar keine Psychologin, aber wenn ich eine hätte, würde ich bestimmt sowas mit ihr besprechen…;)